Herr K. und der Mond

Die zanken sich immer“
sagt Rentner Herr K. und läßt
das keifende Junkiepaar so
jovial an sich vorbleilaufen wie
unverbesserliche alte Bekannte.

Das sanierte Backstein-Karee aus
dem Bauhaus spielt Kulisse
des Tages in Herne-Wanne
das mal die Stadt der tausend Züge war

„Nannten sie hier früher Hungerblock
weil die einfachen Eisenbahner
am Ende des Monats nix
mehr zu fressen hatten.“

Jahrzehnte später ist ein neuer
Hungerblock paar Straßen weiter
Wie ein fauler Zahn klemmt er
zwischen renovierten Fassaden

Schwarz Braun Grau neben dem neuen
Ocker Rosa Creme Wohfühlgetünche
einer ambitionierten Wohnbaugesellschaft
– und keiner traut sich ihn zu ziehen

„Wohnt noch ein Freund von mir drin.
alleine neben den ganzen anderen
aus‘en Ostländern. Die sieht man nur
nachts. Dann kommen die aus ihren Löchern.

Wat sacht der immer zu mir: Peter, wär doch schön
doof, wenn ich hier auszieh. Ich zahle ja nix. NIX!
Zahl du mal deine Horrormiete. Ich verammel mich
nachts und gut is‘. Ich bleib so lang et geht.“

Wer hier raufstarrt wird bald selbst durchschaut.
Hinter Pappkarton und braunbeigen Fetzen Gardine
bewegen sich welche. „Die haben Schiss“, sagt Herr K.
dass sie geholt werden. Sind ja alle illegal.“

Stückchen weiter steht als berüchtigtes
Wahrzeichen von Wanne-Eickel
diese Installation auf der zu lesen ist:
„Willkommen auf dem Mond“

Auf dem ist es hier wie auf der Erde.